Kunst als Erlebnis

[2017-01-30; STOC] „Frau Stock, Frau Stock, sie müssen unbedingt mitkommen! Wir müssen Ihnen den coolsten Raum überhaupt zeigen!“ Gespannt lasse ich mich von Theresa und Karim in einen dunklen Raum führen. Es geht um die Ecke und wir stehen in einem noch dunkleren Raum. Ich blicke frontal auf ein schwach fluoreszierendes rosafarbenes Bild, das einen Großteil der Wandfläche einnimmt. Ich muss zugeben, ich bin einigermaßen erstaunt, dass die beiden von einem leuchtenden rosa Bild so begeistert sind. „Das Bild darf man anfassen. Das hat die Museumsangestellte ausdrücklich gesagt.“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen! Und meine Hand greift ins Nichts. Keine Leinwand, keine bemalte Mauer – nichts.

Foto 27.01.17, 15 06 08Es handelt sich um eine Lichtinstallation des Künstlers James Turrell, der den Raum „hinter“ dem Bildrahmen so geschickt ausleuchtet, dass seine Grenzen nicht mehr zu erkennen sind. Lehnt man sich in den Raum hinein, verliert man unweigerlich das Gefühl für Zeit und Raum. Man befindet sich quasi im Nichts. Die eigene Wahrnehmung wird auf die Probe gestellt.

Foto 27.01.17, 13 40 05Eine wirklich besondere Erfahrung, die die Schüler des zukünftigen Kunst-Leistungskurses nicht nur in diesem Raum im Düsseldorfer K21 machen durften. Während der kurzweiligen Führung durch ausgewählte Räume der Ausstellung, wurde immer wieder das eigene Empfinden im jeweiligen Raum ins Zentrum der Auseinandersetzung gestellt und betont, dass es nicht um die eine „richtige“ Interpretation geht. Der eigene, ganz subjektive Eindruck ist für ein Verständnis dieser ungewohnten Art von Kunst viel wesentlicher.

Foto 27.01.17, 13 30 07An diese Eindrücke und die ganz individuellen Blickwinkel der Schüler knüpfte der anschließende Praxisworkshop an. Mit verschiedensten Materialien wurden eigene Räume und Objekte geschaffen, die eine ganz bestimmte Atmosphäre vermitteln und mit denen die zuvor in der Ausstellung gemachten persönlichen Erfahrungen künstlerisch verarbeitet wurden.

Wirklich beeindruckt waren sowohl die Museumspädagoginnen als auch Frau Schöttler und ich von der herausragenden Offenheit und Empathie unserer Schüler, die zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den ausgestellten Kunstwerken führte. Dass viele der hier entstandenen Schülerarbeiten trotz der anschließenden freien Zeit in Düsseldorf ihren Weg nach Siegen gefunden haben, ist wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, dass nicht nur wir Lehrpersonen begeistert waren.